Das Kunstprojekt sozialpalast 2009
Ein Möbelladen, ein Schaufenster und Theater
An drei Abenden zur Zwischenmiete im Zentrum von Münster
2009 begibt sich das Kunstprojekt sozialpalast in das Herz bürgerlicher Paarintimität, mit dem Blick durch das Schaufenster des Design-Möbelladens raum2 in der Mauritzstraße 4-6 in Münster.
Ein junges Paar
(Stefanie Bockermann und
Toto Hölters) wohnt in dem Schaufensterraum des Möbelladens raum2 wie zur Zwischenmiete.
Designmöbel aus 2. Hand bilden den Rahmen mit dem Wohnwert und dem Objektmix, den sich ein junges Akademiker-Paar gerne leistet, und dessen gegenständliche Welt der häuslichen entspricht.
Das Publikum steht draussen, hört und verfolgt das alltägliche Pärchenglück und Unglück, während die beiden das gegenständliche Interieur aufgreifen und nutzen, wie sie es auch in der Intimität ihrer eigenen Wohnung tun.
Schaufenster und Daheim sind plötzlich ein und dasselbe.
Das Kunstprojekt spielt mit der Rauminstallation und gleichzeitig mit der Theatersituation. Die Installation wird zur Bühne. Das Gesamte ist ein Kunstraum.
Wie immer beim sozialpalast entstehen Mehrfachebenen. Das Spiel mit Nähe und Distanz ist zentrales Thema.
Das Schaufenster entfernt das Publikum von der Bühne und entfernt die Bühne vom Publikum. Gleichzeitig bildet es einen Blick wie in eine große Glasvitrine, der das Geschehen im Innenraum fokussiert. Das Publikum draussen hört den herausverstärkten Innenton und ist somit trotz Trennscheibe plötzlich wieder ganz nah dran.
Die Fernsehgeräte, eigentlich Verkaufstücke, sind in Betrieb und spielen mediale Mittler. Manche sind Teil der häuslichen Einrichtung und zeigen das allabendliche Fernsehprogramm, oder Videofilme.
Andere sind mit dem Bild zweier Darstellerkameras livegeschaltet. Beide Schauspieler nutzen kleine Funkkameras für den Close-Up der eigenen Handlung. Das Publikum hat die Möglichkeit zwischen Bühnenansicht und Video zu wechseln. Die beiden Ebenen laufen zeitgleich mit unterschiedlichen Perspektiven und Distanzen.
Das Ganze verdeutlicht aber noch viel mehr: Plötzlich empfangen wir aus dem Schaufenster eines Ladengeschäfts das psychologische Moment von Wohnraum. Die Verkaufsauslage ist bereits Teil des wohnlichen Lebens: Geschirr und Vasen stehen plus Preisinformation nicht nur so da, sondern rahmen ein, verhindern den Blick, werden zerschlagen und auch mal intensiver berührt, als der menschliche Lebenspartner.
Fernseher, Plattenspieler, Radio und Kaffeemaschiene sind in Betrieb, sind warm und machen Geräusche.
Und es ist noch etwas: Nämlich das Nebeneinander von Gegenstand und Mensch. Es stellt die Frage was uns wichtiger ist: die Materie oder das Menschliche. Achte ich mehr auf den Stahlrohrschwinger, oder auf ein trauriges Gesicht?
Die Termine
02.10., Freitag, 21Uhr bis 22.30Uhr
06.10., Dienstag, 21Uhr bis 22.30Uhr
09.10., Freitag, 21Uhr bis 22.30Uhr
am 10.10., Samstag ist ab 21Uhr Projektschau mit LiveKonzert*
*Mitwirkende Musikleute:
20.00Uhr, Fruit Cranks
21.00Uhr, Elektrogrill
raum2, Mauritzstraße 4-6, 48143 Münster
Der Zutritt ist frei!
Das Projekt ist Sonderprogrammteil des Filmfestival-Münster
Mitwirkende Theaterleute:
Stefanie Bockermann (Script), Münster
Toto Hölters, Münster
Videos
Der 1. Abend
Der 2. Abend
Der 3. Abend